Berufsfeld konkret: Erwachsenenbildung und Bildungsmanagement
25.01.2023
Theologinnen und Theologen scheint ihre berufliche Zukunft oftmals unsicher. Dabei ist im Blick auf den Arbeitsmarkt festzustellen: Mit einem Abschluss in der Theologie stehen eine Vielzahl von beruflichen Laufbahnen offen. Besonders während des Studiums ist es empfehlenswert sich mit den verschiedenen Optionen auseinanderzusetzen und Einblicke in interessante Berufsfelder zu gewinnen. Einen solchen Einblick gewährt das Netzwerkbüro mit seiner Reihe: Berufsfeld konkret. Am 25. Januar 2023 fand zum Thema „Erwachsenenbildung / Bildungsmanagement“ – diesmal krankheitsbedingt digital – eine Veranstaltung der Reihe statt.
Unsere Referentin Eva Ballauf-Kollnig und unser Referent Dr. Robert Mucha stellten als "Experten aus der Praxis" vor etwa 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmern ihr Berufsfeld vor.
Volkshochschule (VHS)
Dr. Robert Mucha führte mit seiner Präsentation in die Erwachsenenbildung an der VHS München ein. Er ist dort seit seiner Promotion als Programmbereichsleiter des Programmbereichs "Mensch, Gesellschaft und Politik" tätig. Religionen sind Teil dieses umfassenden Bildungsprogramms und damit auch Arbeitsbereich für Theologinnen und Theologen. Dr. Mucha sieht in der Religionslehre jedoch nur eine der Aufgaben von Geisteswissenschaftlern in der Erwachsenenbildung. Organisatorische Aufgaben wie Angebotsplanung und Management sowie Marketing sind weitere Tätigkeitsbereiche, in denen studierte Theologinnen und Theologen ihre Kompetenzen einbringen können. Eine Tätigkeit als Honorarkraft ist möglich, dabei entspricht das Arbeitspensum nur selten einer Vollzeitstelle.
Kompetenzen
Ein Anliegen des Referenten war es, den Studierenden der Theologie ihre Qualifikationen vor Augen zu führen. Anders als etwa bei Naturwissenschaften, sind die erworbenen Fähigkeiten nicht direkt offen einsehbar. Das Theologiestudium schult beispielsweise die Fähigkeit, Sachverhalte aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Durch die Beschäftigung mit Fächern wie Kirchenrecht, Kirchengeschichte und Religionspädagogik sowie mit Sprachkursen können Theologinnen und Theologen zudem eine breite juristische, historische und linguistische Methodenkompetenz vorweisen. Diese Kompetenzen decken sich mit dem Anforderungsprofil einer Mitarbeiterin oder eines Mitarbeiters in der Erwachsenenbildung. Der gerade für Theologinnen und Theologen üblichen Selbstunterschätzung solle man nicht unterliegen.
Katholische Erwachsenenbildung (KEB)
Eva Ballauf-Kollnig von der „KEB München und Freising e.V.“ stellte die katholische Erwachsenenbildung in der Erzdiözese vor. Neben einer ausführlichen Strukturbeschreibung der verschiedenen Arbeitsbereiche der KEB wurden auch die Werte und Leitlinien der Organisation angesprochen. Die Orientierung am christlichen Menschenbild und das Ziel, die Menschen zu Solidarität, Mit- und Selbstbestimmung zu befähigen, ist Teil ihrer Aufgabe. Eine Identifikation mit diesen Werten ist wichtig für Beschäftigte der KEB. Dabei sind Theologinnen und Theologen jedoch nicht an den theologischen Fachbereich gebunden.
Auch die zweite Referentin des Abends sprach Theologinnen und Theologen eine ausgeprägte Problemlösekompetenz zu. Gerade junge Absolventinnen und Absolventen des Magisterstudiengangs wiesen eine besondere Affinität zum wissenschaftlichen Denken und ein Gespür für relevante Themen auf - beides darf und soll eingebracht werden!
Bei der Berufswahl der Passion folgen
Frau Ballauf-Kollnig legte den Studierenden nahe, bei der Berufswahl ihrer Passion zu folgen. Die Lage am Arbeitsmarkt sei heute besonders vorteilshaft; so haben Studierende die Möglichkeit, sich in ihren Interessensgebieten zu spezialisieren.
Als heutige Referentin für Europabildung & Erasmus der KEB hat sie selbst als Studentin die Angebote des Netzwerkbüros genutzt. Eine frühere Veranstaltung der Reihe "Berufsfeld konkret" habe sie auf das Feld der Erwachsenenbildung aufmerksam gemacht. In einer späteren Berufsfindungsveranstaltung „EinBlick Ordinariat“ habe sie direkt Kontakte mit ihrem künftigen Arbeitgeber knüpfen können.
Fragen
Nach den Präsentationen unserer Experten leitete die Koordinatorin des Netzwerkbüros, Frau Dr. Verena Keidel, in die offene Gesprächsrunde über und die Studierenden konnten ihre Fragen stellen.
Die erste Frage zielte auf die Nachfrage an katholischen Bildungsangeboten ab, sehe man doch schon im Studium die rückläufigen Zahl an Interessierten. Hier betonten die Referenten, dass das Wissen der Theologinnen und Theologen nicht auf die Theologie beschränkt sei. Zudem seien Sinnfragen bei vielen Menschen aktuell; auch hier verfügten Theologinnen und Theologen über einen Fundus an Kompetenzen.
Weiter stand zur Frage, welche Kompetenzen für einen Einstieg in die Erwachsenenbildung hilfreich seien. Neben dem Studium nannten die Referenten eine pädagogische Zusatzqualifikation bzw. Erfahrungen in diesem Bereich.
Zur Frage nach der rechtlichen Situation der Beschäftigung als Honorarkraft ist anzumerken, dass es im Jahr einen bestimmten Freibetrag an Einnahmen gibt, bevor ein Gewerbe angemeldet werden muss.
Praktika sind sowohl in der VHS wie auch in der KEB möglich. Bei Interesse wenden Sie sich gerne entweder direkt an die Einrichtungen oder Sie melden sich im Netzwerkbüro, wir unterstützen Sie bei der Suche nach Praktikumsplätzen.
Unseren Referenten und Teilnehmenden einen herzlichen Dank, dass Sie diesen Abend so spannend und informativ gestaltet haben!