Berufsfeld konkret: Religionslehrkraft im Kirchendienst
12.06.2018 um 18:00 Uhr
Mehr Theologinnen und Theologen – weniger Mandalas
Dass Lehrkräfte händeringend gesucht werden, dürfte allgemein bekannt sein. Weniger bekannt ist wahrscheinlich die Möglichkeit, Religionslehrkraft im Kirchendienst zu werden. Auch hier gäbe es im Raum München sofort ein Dutzend Stellen zu besetzen. Wie kann man Religionslehrkraft im Kirchendienst werden? Was heißt es für die Kirche zu arbeiten? Wie sieht der Berufsalltag aus? Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, lud das Netzwerkbüro für Theologie und Berufsqualifikation zur ersten BerufsfeldKonkret-Veranstaltung in diesem Jahr ein.
RELIGIONSLEHRKRÄFTE WERDEN DRINGEND GESUCHT
Die Religionspädagogin und Leiterin des Fachbereichs Religionsunterricht an Grund-, Mittel- und Förderschulen des Erzbischöflichen Ordinariats München und Freising, Helga Matzhold, stellte zunächst die Diözese als Arbeitgeberin vor. In ihrer Funktion teilt sie die Lehrkräfte den Schulen zu und stattet diesen auch selbst Unterrichtsbesuche ab. Religionslehrkräfte, die sich im Kirchendienst befinden, unterrichten an Grund-, Haupt- und Förderschulen. Das ist auch schon nach dem ersten Staatsexamen möglich. Zwar muss das zweite Staatsexamen trotzdem erfolgreich abgeschlossen werden, in der Zwischenzeit kann man aber schon stundenweise unterrichten. Alternativ bietet sich auch noch die Möglichkeit an, einen kirchlichen Ausbildungsweg einzuschlagen. Dazu, ergänzt Netzwerkbüroleiterin Anne Ekezie, eignet sich besonders ein Abschluss in Theologie im Bachelor-Nebenfach (60 ECTS-Punkte). Interessierte sind eingeladen, sich im Netzwerkbüro individuell beraten zu lassen.
WAS HEIßT EIGENTLICH „IM KIRCHENDIENST“?
Der Beruf Religionslehrkraft im Kirchendienst baut im Wesentlichen auf den folgenden Säulen auf: Fachwissen, Spiritualität und personal-soziale Kompetenzen. Hat man sich das Fachwissen im Studium angeeignet, kann man sich bei der Erzdiözese bewerben. Aber auch schon während des Studiums kann man sich auf den Beruf vorbereiten. Ansprechpartnerin hierfür ist Veronika Güldner-Zierer. Sie hilft den Bewerbenden selbst herauszufinden, ob der Beruf das Richtige für sie ist. Dafür gibt es für den Bewerberkreis eigene Veranstaltungen, wie eine erlebnispädagogische Woche. Und als Religionslehrkraft darf natürlich auch die eigene Spiritualität nicht zu kurz kommen. Darum, dass das gelingt, kümmern sich Mentoren wie Katja Endl. Die Pastoralreferentin bietet mit ihren Kollegen im Mentorat ein studienbegleitendes Programm an. Ziel ist es, der eigenen Spiritualität auf die Spur zu kommen, einen geschützten Raum für Gespräche zu ermöglichen und eine reflektierte Beziehung zur Kirche zu führen.
„KATHOLISCHE RELIGIONSLEHRE IST EIN ORDENTLICHES LEHRFACH“
Analog dem Referendariat bei staatlichen Lehrkräften, das zwischen den beiden Staatsexamina verlangt wird, gibt es auch für Religionslehrkräfte im Kirchendienst eine weiterführende Ausbildung. „Katholische Religionslehre ist ordentliches Lehrfach, hat einen verbindlichen Lehrplan, wird benotet und ist versetzungsrelevant. Deshalb gibt es auch für Religionslehrer_innen im Kirchendienst eine Art ´kirchliches Referendariat`“, erklärt Josef Schwaller, der vonseiten der Erzdiözese für das Religionspädagogische Seminar zuständig ist. Der möchte auch gleich einem verbreiteten Klischee entgegentreten. „Es gibt da ja manchmal verniedlichende Vorstellungen von Religionslehrer_innen. In der Art ‚Geschichten erzählen kann jede Hausfrau‘.“ In der Realität verlangt aber auch die kirchliche Ausbildung zur Religionslehrkraft einiges an Engagement: Die Teilnahme an Seminartagen, die Vorbereitung eigener Unterrichtsstunden, Hospitationen und Unterrichtsbesuche etwa. Aber auch Abschlussprüfungen in Form von Lehrproben und die Selbstverpflichtung zur geistlichen Begleitung. Im Gegensatz zu staatlichen Lehrkräften kann dies im Kirchendienst aber auch in Teilzeit gemacht werden. Zum Schluss steht eine feierliche „Missio“ der neuen Lehrkräfte, denen in festlichem Rahmen ihr Lehrauftrag übergeben wird. „Wir lassen uns das was kosten“, scherzt Schwaller, „vom Staat bekommt man da nur einen braunen Umschlag zugeschickt.“
„DU WIRST MAL LEHRERIN“
Eine, die das alles schon geschafft hat, ist Sandrine Schnitzer. Gerade hat sie ihre Prüfungen am Ende der dreijährigen Ausbildung abgelegt. Angefangen hatte alles in der Oberstufe, als ihr Interesse an Religion sie letztendlich zum Theologiestudium brachte. Im Krankenhauspraktikum sagte eine Seelsorgerin dann zu ihr: „Du wirst mal Lehrerin.“ Der Gedanke ließ sie daraufhin nicht mehr los und somit bewarb sie sich beim Ordinariat. Als Arbeitgeberin hat sie die Diözese sehr positiv erlebt. Ausgebildete Lehrer bekommen einen unbefristeten Arbeitsvertrag und auch auf persönliche Wünsche nehme man Rücksicht. Als Religionslehrerin im Kirchendienst hat sie gefunden, was ihr wichtig ist: selbstständiges Organisieren, Möglichkeiten sich kreativ einzubringen und den Freiraum, sich selbst auch mal auszuprobieren.