Netzwerkbüro Theologie und Berufsqualifikation
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Berufsfeld konkret: Wissenschaft

28.06.2018 um 18:00 Uhr

Eine akademische Abenteuerreise

Katholische Theologie ist eine Geisteswissenschaft. Machen wir uns nichts vor: wer Theologie studieren und nicht in den kirchlichen Dienst gehen möchte, muss sich schon genau überlegen, wie der weitere Werdegang aussehen soll. Der neben den kirchlichen Berufen wohl bekannteste Weg führt in die Wissenschaft. Bei der BerufsfeldKonkret-Veranstaltung des Netzwerkbüros für Theologie und Berufsqualifikation berichteten die vier Wissenschaftler Prof. Dr. Katharina Karl, Dr. Veronika Weidner, Dipl.-Theol. Richard Mathieu und PD Dr. Stephan Witetschek von ihren persönlichen Erfahrungen.

PROMOTION AUS PRAGMATISMUS

Mehr oder weniger am Anfang seines akademischen Werdegangs steht Richard Mathieu. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Moraltheologie bei Prof. Dr. Christof Breitsameter. Warum gerade da? Das Interesse am Fach Moraltheologie entfaltete sich bereits zuvor, zunächst über eine Stelle als studentische, später dann als wissenschaftliche Hilfskraft in einem moraltheologischen DFG-Projekt. Aber: „Hätte ein anderer Lehrstuhl etwas angeboten, hätte ich mich vermutlich auch dort beworben“, sagt Mathieu. Ein gewisses Maß an Pragmatismus gehört bei ihm dazu: „Ein Beruf dient ja nicht nur der Selbstverwirklichung, sondern bildet auch die finanzielle Lebensgrundlage. Ich war weder im Priesterseminar noch im ABZ, tat also das, was übrig blieb: Wissenschaft.“ Mehr ein logischer erster Schritt nach dem Studium und weniger eine geplante Karriere – so war es auch bei Katharina Karl. „Dass ich tatsächlich gerne wissenschaftlich arbeite, habe ich aber erst so wirklich nach der Promotion gemerkt.“ Nach ihrem ersten Staatsexamen in Deutsch und katholischer Religionslehre erschien ihr die Promotion „einfach entspannter als das Referendariat“. Inzwischen ist sie habilitierte Professorin für Pastoraltheologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Münster.

PROMOTION AUS PASSION

Seit 2017 führt Veronika Weidner den Titel „Dr. theol.“. Doch die Zeit seit ihrem Uni-Abschluss neun Jahre früher hat sie nicht nur mit ihrer Promotion verbracht. „Ich habe Praxis gebraucht“, sagt sie. Deshalb war sie in der Erwachsenenbildung tätig und leitete Tage der Orientierung für Schulklassen. Promoviert hat Dr. Weidner dann in Fundamentaltheologie bei Professor Keiner. „Ich hätte auch in Moraltheologie promovieren können, hab’s aber nicht gemacht, weil mein Herz nicht dafür brannte.“ Wenn es das aber tut, treibt die wissenschaftliche Leidenschaft auch außergewöhnliche Blüten. Dr. Stephan Witetscheck lernte etwa während seiner Dissertation Koptisch und probierte sich auch im Syrischen und Arabischen. Begonnen hatte er sein Theologiestudium, um Priester zu werden, doch in einer ständigen „Flucht nach vorn“, wie er es nennt, landete er in der Wissenschaft. Auf dem Weg machte er auch die Erfahrung, dass so ein wissenschaftlicher Werdegang nicht immer geradlinig verläuft. Er bewarb sich erfolglos um ein Stipendium, arbeitete als Religionslehrer, hatte befristete Lehraufträge an unterschiedlichen Universitäten und war auch ein halbes Jahr arbeitslos. „Auch das gehört irgendwie zur Wissenschaft dazu.“ Seit 2017 ist Witetschek Heisenberg-Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und Leiter des DFG-Projekts „Memoria Apostolorum“ an der LMU.

LEBEN MIT DER WISSENSCHAFT

Sich während der Promotion ausschließlich auf seine Dissertation zu konzentrieren, ist weniger die Regel als vielmehr ein Luxus, da waren sich die Referenten weitgehend einig. Die wissenschaftliche Mitarbeit am Lehrstuhl nimmt meist weitaus mehr Zeit in Anspruch. „Bei einer vollen Stelle nimmt das Alltagsgeschäft oft viel Zeit in Anspruch, so dass man sich die Zeit für die eigene Promotion gegenüber sich selbst erkämpfen muss“, sagt Richard Mathieu. Aber auch Teilzeitstellen bergen dieses Risiko, warnt Veronika Weidner. Grundsätzlich kann die Arbeit am Lehrstuhl aber auch von Vorteil sein, erzählt sie: „Das Lehren als wissenschaftliche Mitarbeiterin hilft enorm. Manchmal merkt man erst, wo man steht, wenn man es den Studenten zu erklären versucht.“ Richard Mathieu, selbst seit ca. einem Jahr Vater, hebt positiv hervor, dass die Zeiteinteilung in seinem Beruf flexibel und dezentral gestaltet werden kann, was Familienvätern und -müttern sehr entgegenkommt. Und der Weg in die Wissenschaft, egal ob man ihn zur Selbstverwirklichung oder aus Pragmatismus geht, beginnt fast immer mit einer wissenschaftlichen Mitarbeit und einem für die bei dieser Veranstaltung anwesenden Studenten fast banal anmutendem Schritt: Man geht in die Sprechstunde zu einer Professorin oder einem Professor und stellt seine Idee vor.

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