Netzwerkbüro Theologie und Berufsqualifikation
print

Links und Funktionen

Navigationspfad


Inhaltsbereich

EinBlick: Erzbischöfliches Ordinariat

10.01.2019 um 16:00 Uhr

Das Ordinariat München hat ein Problem. Und zwar eines, mit dem viele Unternehmen zu kämpfen haben: Fachkräftemangel. In den kommenden Jahren werden hunderte Stellen neu zu besetzen sein, doch qualifizierte Mitarbeiter_innen fallen auch in der Kirche nicht vom Himmel. „Inzwischen ist es so, dass man nicht mehr einfach aus Bewerber_innen die Besten auswählen kann. Man muss vor allem zeigen, was man den Menschen als Arbeitgeber zu bieten hat“, sagt Monsignore Klaus Peter Franzl, Personalchef des Ordinariats.

Was die Erzdiözese München und Freising als Arbeitgeberin zu bieten hat, schauten sich im Rahmen der EinBlick-Veranstaltung durch das Netzwerkbüro für Theologie und Berufsqualifikation gut 20 interessierte Student_innen im „neuen“ Ordinariat in der Kapellenstraße an. Auch für Monsignore Franzl eine Gelegenheit. „Ich brauche Theolog_innen auf allen Gebieten. Theologisches Wissen ist das, wodurch unsere gesamte Arbeit geprägt wird“, sagt Franzl. „Man kann ja auch keine Autos bauen, ohne Ingenieure.“ Nach einer ersten Begrüßung durch Monsignore Franzl und Mitarbeiter des Ordinariates stellte Pater Felix Meckl das Erzbistum München und Freising als Institution und auch als Arbeitgeber vor.

Erfahrung in der Branche gehört mitunter zu den wichtigsten Kriterien, die ein Unternehmen auszeichnen. Die Erzdiözese München hat sie – 1280 Jahre angesammelt. Seit der Errichtung der Diözese im Jahr 739 hat sich einiges getan – Gott sei Dank. Inzwischen ist das Erzbischöfliche Ordinariat München als oberste Verwaltungsbehörde der Erzdiözese München und Freising einer der größten Arbeitgeber Bayerns: Über 700 Pfarreien, 1,7 Millionen Gläubige und gut 16.000 Mitarbeiter, von der Pastoralreferentin bis zum Förster. Doch trotz des immensen Spektrums, das das Ordinariat als Arbeitgeber anbietet, sind sich viele Studierende der Möglichkeiten nicht immer bewusst. „Früher war das einfacher, da gab es ein klares Berufsbild“, sagt Franzl. Inzwischen sei das anders: „Mich überrascht es, dass es Theologiestudent_innen gibt, die keine Ahnung haben, was es für Möglichkeiten gibt.“

So unterschiedlich die Menschen in der Diözese sind, so verschieden sind auch die unterschiedlichen Arbeitsbereiche im Ordinariat. Um bei einer solchen Vielfalt einen Überblick über die Möglichkeiten der Ordinariatsarbeit zu erlangen, hatten die Studierenden nach der Eröffnungspräsentation die Gelegenheit, in kleineren Gruppen einzelnen Mitarbeiter_innen im Rahmen eines Speed-Datings Fragen zu ihrer Arbeit zu stellen. Besonders interessant war es dabei, etwas über den Werdegang einzelner Ordinariatsmitarbeiter_innen in Erfahrung zu bringen. Da für die teils sehr verschiedenen Arbeitsbereiche auch unterschiedliche Fähigkeiten und Qualifikationen grundlegend sind, konnte jeder Speed-Dating Partner eine neue Geschichte erzählen. Eines wurde jedoch schnell klar: ein Theologiestudium stellt eine hervorragende Grundlage für die Arbeit in fast allen Bereichen dar.

Im Anschluss gab es bei Häppchen und Erfrischungen die Möglichkeit, die Gespräche aus den Speed-Datings zu vertiefen. Sebastian Walter, Fachreferent für Öffentlichkeitsarbeit und interne Kommunikation, präsentierte außerdem die Schaltzentrale der Diözese und gab eine Führung durch das Gebäude. Seit 2016 wird die Diözese von hier aus zentral verwaltet und organisiert. Zuvor waren die einzelnen Büros des Ordinariats über die ganze Stadt verstreut. Im neuen Gebäude sollen kurze Wege die Kommunikation erleichtern und die Gemeinschaft zwischen den Mitarbeiter_innen fördern. Ein modernes Gebäude für ein modernes Ordinariat. Doch architektonische Maßnahmen alleine werden der Diözese nicht helfen. Auch personell muss das Bistum mit der Zeit gehen und sich für Veränderungen öffnen, denn in den nächsten zwei Jahrzehnten werden rund ein Drittel der Seelsorger_innen ausscheiden. Der EinBlick ins Ordinariat zeigt, wie modern und fortschrittlich kirchliche Organisation auf höchster Ebene funktioniert.

VIVICA RAYMANN VON LOEFEN

„Für mich ist es spannend die Umbrüche und Veränderungen in der Kirche so nah mitzuerleben. Die Veränderung zu erleben und auch die Neuorganisation mitzugestalten, machen das Ordinariat für mich attraktiv. Da es mir besonders Spaß macht zu organisieren, habe ich ein Praktikum bei einer Organisationsberatung gemacht. Eigentlich bin ich mit meinem Studium schon fertig und arbeite an meiner Promotion, aber aktuell versuche ich mich eher beruflich zu orientieren.“

ROBERT LAPPY

„Als Hauptabteilungsleiter für Strategie und Organisationsentwicklung muss ich vor allem für die Zukunft Strategien entwickeln. Dazu gehört zum Beispiel auch, sich zu überlegen, welche Mitarbeiter_innen wir brauchen. Für mich ist es wichtig, dass wir Theolog_innen haben, die einen eigenen theologischen Standpunkt haben und ihn auch vertreten können. Außerdem sollten sie nicht im Elfenbeinturm leben. Wir stellen uns dabei auch immer die Frage, wie man sprachfähig sein kann.“

SYBILLE LOEW

„Ich arbeite als katholische Leiterin der ‚Münchner Insel‘, einer Krisen und Lebensberatungsstelle. Neben der katholischen Theologie habe ich mich im psychologischen und kunstpädagogischen Bereich noch zusätzlich qualifiziert und bin so zur Krisenberatung gekommen. Das Spektrum aus psychologischem Wissen und Seelsorge hilft, Menschen in akuten Krisensituationen zu beraten. Zum psychologischen Aspekt hinzukommend kann ich auch immer mit der Frage: ‚Was bringt der Betroffene selbst mit?‘ arbeiten. So hilft die Theologie mir, diesen zusätzlichen Lösungsansatz zu verfolgen und dabei ist es total egal, ob der Betroffene jetzt katholisch, evangelisch oder Muslim ist.“

NIKOLAUS WAPPMANNSBERGER

„Theologie habe ich gerade erst angefangen zu studieren. Es ist mein Zweitstudium, davor habe ich in Brasilien schon ein Jurastudium abgeschlossen. Eigentlich wollte ich dann hier in Deutschland auch praktizieren, habe aber gemerkt, dass ich etwas anderes brauche. In meiner Münchner Gemeinde bin ich so gut aufgenommen worden und hatte dort mehr als Spaß – richtige Freude. Beruflich kann ich für mich nichts ausschließen, aber heute hier im Ordinariat habe ich das Gefühl vermittelt bekommen, dass man mich gebrauchen könnte.“

 

Downloads